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Salz ist für eine Vielzahl von biomechanischen Vorgängen im Körper unentbehrlich. Schwitzt das Pferd, verliert es beachtliche Mengen an Salz. Da seine pflanzliche Nahrung kaum Salz enthält, muss es den Vierbeinern in Form eines Salzlecksteins zur Verfügung gestellt werden.
Das Pferd gehört zu den stärksten Schwitzern im Tierreich. Muss es körperliche Leistung erbringen, steigt sein Energieumsatz erheblich an. Die erzeugte chemische Energie kann aber nur zu rund einem Viertel in Bewegungsenergie umgewandelt werden, die restlichen 75 Prozent gehen in Wärme über. Damit das Pferd nicht überhitzt, führt es einen Teil der Wärme über die Verdunstung ab: es schwitzt. Dazu hat es Schweissdrüsen, die über den ganzen Körper verteilt sind. Wieviel Flüssigkeit diese abgeben, hängt ab von der Dauer und der Intensität der körperlichen Belastung sowie von den Witterungsbedingungen. Bei kurzen Belastungen schwitzen Pferde in der Regel nicht gross, müssen sie aber über einen längeren Zeitraum Leistung erbringen, produzieren sie beachtliche Schweissmengen. An einem feucht-heissen Sommertag verliert ein Sportpferd im Training oder Wettkampf schnell einmal 10 bis 12 Liter an Schweiss. Bei Höchstleistungen, wie z.B. einem Distanzritt, kann es bis zu dreimal so viel sein.
Den Verlust an Flüssigkeit kann das Pferd über das Trinken von Wasser wieder ausgleichen – die Voraussetzung dafür ist, dass ihm stets sauberes Trinkwasser in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Beim Schwitzen verlieren Pferde aber nicht nur Wasser, sondern pro Liter Schweiss auch mehrere Gramm an Salz und anderen Mineralien wie Kalium, Kalzium und Magnesium. Pferdeschweiss ist daher deutlich salziger als der Schweiss von Menschen. Trocknet der Schweiss auf dem Fell des Pferdes ein, kann man die Salzrückstände sogar sehen, als weiss verkrustete Stellen, z.B. an den Rändern der Sattel- oder Gurtauflage.
Der Körper braucht Salz
Die Salz-Bestandteile Natrium und Chlor sind an einer Vielzahl an biomechanischen Körperfunktionen beteiligt. Sie sind unentbehrlich für die Regulation des Flüssigkeitshaushalts und des Säure-Basen-Gleichgewichts sowie für die Verteilung der Körperflüssigkeiten zwischen Blut und Gewebe und damit für den Nährstofftransport in die Zellen. Sie aktivieren Enzyme und sind für die Erregungsübertragung im Nervensystem notwendig. Chlor hat ausserdem als Bestandteil der Salzsäure eine wichtige Funktion beim Verdauungsvorgang.
Das Pferd verfügt zur Sicherstellung dieser Vorgänge über einiges an Salzreserven in den Körperflüssigkeiten, im Magen-Darm-Trakt, in der Muskulatur und in den Knochen. Allerdings steht nur ein Teil davon in Zeiten erhöhten Verbrauchs unmittelbar zur Verfügung, der Rest ist fest gebunden. Bei erhöhter Belastung kann es daher zu einem Mangel an Natriumchlorid kommen.
Dieser äussert sich zu Beginn in allgemeiner Schwäche und Lustlosigkeit des Pferdes. Bei stärkerem längeren Salzmangel kommt es zu äusserlich kaum sichtbaren Beeinträchtigungen des Nervensystems, der Skelett-, Herz- und Atemmuskulatur, das Pferd trinkt weniger. Das Säure-Basen-Verhältnis wird gestört und es können Muskelkrämpfe einsetzten, die bis zum Festliegen und dem Tod führen können. Ist die Schwitzfunktion des Pferdes durch die Unterversorgung mit Salz vermindert, kann es seine Körpertemperatur nicht mehr regulieren und es droht ein Kollaps durch Überhitzung.
Pflanzliche Nahrung enthält kaum Salz
Gemäss einer Empfehlung der Berner Fachhochschule und der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft beträgt der Erhaltungsbedarf für ein Pferd zwischen 20 und 30 Gramm Salz pro Tag. Verrichten Pferde leichte Arbeit, werden sie also ein bis zwei Stunden am Tag geritten, verdoppelt sich diese Menge.
Auf natürliche Weise kann das Pferd seinen Salzbedarf nicht ausreichend decken: seine pflanzliche Nahrung mit Futtermitteln wie Gras, Heu, Stroh und Getreide enthält nur wenig Salz. In freier Wildbahn nehmen Pferde Salz beim Nagen an Baumrinden, Wurzeln oder aus salzhaltigen Böden auf, ausserdem ist ihr Salzbedarf wesentlich geringer als beim Pferden, die geritten oder gefahren werden. Weide-, Freizeit- und Sportpferden muss daher Salz zugefüttert werden. Am besten geschieht das über einen Salzleckstein oder eine Salzleckschale, die dem Pferd jederzeit zur Verfügung steht. Diese gibt es im Landhandel sowie in Reitsportfachgeschäften zu kaufen. Ein normaler, industriell gefertigter Kochsalz-Leckstein reicht dabei vollkommen. Die teuren Varianten aus dem Himalaya oder aus Pakistan enthalten weder besseres noch gesünderes Salz. Ein Salzleckstein hat den Vorteil, dass sich das Pferd seinem Bedarf entsprechend individuell bedienen kann. In der Regel nehmen Pferde nicht mehr Salz auf, als sie benötigen. Und falls das doch einmal vorkommen sollte – zum Beispiel bei Boxenpferden, die aus Langeweile am Leckstein herumspielen – wird ein Zuviel an Salz durch vermehrtes Trinken wieder ausgeschieden. Fressen Pferde ihren Salzleckstein regelrecht auf, ist das meistens auf einen Mangel an anderen Mineralien zurückzuführen. Eine bedarfsgerechte Ernährung auf der Basis von hochwertigem Raufutter sowie allenfalls die gezielte Zufütterung von Mineralstoffen verschafft dem Abhilfe. Benützt das Pferd hingegen seinen Salzleckstein nicht, liegt das meist daran, dass dieser verstaubt oder anderweitig verschmutzt ist. Mit einem nassen Tuch oder unter fliessendem Wasser kann der Stein einfach gereinigt und dem Pferd wieder schmackhaft gemacht werden.
Auf die Zugabe von Salz ins Krippenfutter sollte man verzichten – ausser es wurde vom Tierarzt oder nach einer Bedarfsermittlung durch einen Ernährungsexperten so angeordnet. Zum einen ist der tatsächliche Salzbedarf schwierig zu ermitteln und ändert von Tag zu Tag je nach Beanspruchung des Pferdes und sogar nach Wetter. Zum anderen ist es dem Pferd dann nicht mehr möglich, das Salz seinem Instinkt gemäss bedarfsgerecht aufzunehmen, sondern wird quasi gezwungen, die verabreichte Salzmenge mit dem Kraftfutter zu fressen. Aus diesem Grund enthält auch handelsübliches Pferdefutter nur wenig Salz. Es bringt auch nichts, Natriumchlorid über Tage vor einer zu erwartenden schweisstreibenden Anstrengung „auf Vorrat“ zu verfüttern, da es im Pferdekörper nicht über die normale Konzentration hinaus gespeichert werden kann. Im Gegenteil, ein Zuviel an Salz kann den Tieren kurz- oder langfristig sogar schaden, wie eine Forschergruppe der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg kürzlich nachgewiesen hat: Der Organismus des Pferdes reagiert bereits auf kleine Mengen an zusätzlichem Salz. Er kann sich nicht auf die erhöhte Salzzugabe einstellen und es kommt zu Störungen des Säure-Basen- und des Mineralstoffhaushalts.
Autorin: Angelika Nido Wälty