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Der Sommer setzt empfindlicher Pferdehaut ganz schön zu. Um sie nicht noch mehr zu reizen, greifen viele Tierhalter bewusst zu natürlichen Mitteln für die Insektenabwehr. Doch wie sanft sind Repellents aus der Natur und was nützen sie?
Staub, Schweiss, Insektenstiche, häufiges Waschen mit Shampoo, die Wirkstoffe in den Insektensprays: der Sommer setzt der Pferdehaut ganz schön zu. Empfindliche Pferdehaut kann darauf mit Irritationen reagieren, schuppt sich, juckt, wird wund und entzündet sich. Wie bei uns, ist auch das Wohlbefinden des Pferdes beeinträchtigt wenn die Haut beisst und brennt. Um noch Schlimmeres zu verhindern, greifen Pferdebesitzer deshalb gerne zu sanfteren Pflegemitteln mit natürlichen Inhaltstoffen.
In vielen Fällen macht das Sinn. Wer sein Pferd im Sommer gelegentlich wäscht, macht das am besten mit einem milden, rückfettenden, seifen- und parfümfreien Shampoo. Im Gegensatz zu menschlichem Haar fettet das Fell des Pferdes kaum nach. Wird es immer wieder mit herkömmlichen Shampoos gewaschen, wird dieser natürliche Schutz zerstört. Aufgekratzte Insektenstiche, wundgescheuerte Stellen oder andere kleine Wunden können mit einem Aufguss aus Ringelblume, Kamille, Salbei oder Eisenkraut (Verbene) abgetupft werden, was beruhigend und pflegend wirkt. Auch viele Salbenzur Behandlung irritierter, juckender Haut enthalten natürliche Bestandteile von Pflanzen, welche die Selbstheilung unterstützten, fördern und verbessern sollen. Und bei neuen Insektenstichen helfen Essig oder das Abreiben der betroffenen Stelle mit der Hälfte einer frisch aufgeschnittenen Zwiebel. Letzteres gibt übrigens auch den Hufen einen schönen Glanz.
Wenn so viel Gutes aus der Natur kommt, liegt es nah, bei der Insektenabwehr ebenfalls auf pflanzliche Wirkstoffe zu setzen. Fliegensprays sind gebräuchlich, denn schliesslich wird der Austritt gleich viel entspannter, der Aufenthalt auf der Weide noch schöner und das Turnier erfolgreicher, wenn das Pferd nicht von lästigen Insekten geplagt wird.
Synthetische Wirkstoffe sind effektiver
Der Fachhandel bietet daher zur Abwehr von Fliegen, Mücken, Bremsen usw. unzählige Varianten an Sprays, Gels und Roll-ons mit den unterschiedlichsten Inhaltstoffen. Diese so genannten Repellents werden auf das Fell des Pferdes aufgetragen und halten durch ihren spezifischen Geruch Insekten ab. Die Schutzwirkung tritt sofort ein.
Bei den Wirkstoffen wird unterschieden zwischen synthetisch hergestellten und solchen, die aus Pflanzen oder Naturstoffen gewonnen werden. Die wichtigsten synthetischen Wirkstoffe sind Diethyltoluamid, kurz DEET, das ursprünglich von der US-Armee zum Schutz ihrer Soldaten entwickelt wurde sowie das annährend gleich gut wirksame Icaridin. Ihre Wirksamkeit ist erwiesenermassen hoch und hält bis zu 12 Stunden nach dem Auftragen an. Allerdings kann die Substanz DEET die Augen und Schleimhäute reizen, Icardin gilt als besser verträglich.
Als pflanzliche Repellentien finden vor allem Pflanzen oder Pflanzenteile mit ätherischen Ölen Verwendung. So werden z.B. Extrakte aus Zitronellengras, Lavendel, Geranien, Zedern, Nelken, Eukalyptus, Basilikum, Thymian, Knoblauch, Pfefferminze oder Teebaum eingesetzt. Diese vermeintlich „natürlichen“ Stoffe erfreuen sich bei Pferdebesitzern grosser Beliebtheit – und das, obwohl sie weniger gut wirken als die künstlich hergestellten Stoffe. Verschiedene vergleichende Tests, z.B. vom „K-Tipp“ oder der deutschen Stiftung Warentest, haben in den letzten Jahren immer wieder aufgezeigt: Chemie schützt besser als die Natur. Zwar üben diese natürlichen Repellents auch eine Fernhaltewirkung auf Fliegen, Mücken, Bremsen usw. aus, diese ist aber weniger stark und hält weniger lang an als diejenige der synthetisch hergestellten Wirkstoffe.
Übrigens ist auch die Natur nichts anderes als pure Chemie: Ätherische Öle zum Beispiel Citronella, Geraniol oder Lavendelöl sind komplexe Stoffgemische aus Hunderten von Komponenten und chemischen Verbindungen wie Kohlenwasserstoffe, Alkohole, Aldehyde oder Ketone. Pflanzlichen Stoffe sind auch nicht grundsätzlich unbedenklich: sie haben ein hohes Allergiepotential, können die Schleimhäute und die Haut reizen, wobei letzteres im Sommer durch die erhöhte Sonneneinstrahlung noch verstärkt wird. Sie dürfen daher nur in stark verdünnter Konzentration eingesetzt werden und sollten nicht in die Nähe von Augen und Nüstern des Pferdes gelangen.
Text und Foto: Angelika Nido Wälty