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Wer viel Sport treibt, kennt die oft knallbunten Drinks. Es gibt sie aber auch als Brausetablette oder Pulver in verschiedenen Geschmacksrichtungen – die Rede ist von Elektrolyten. Auch im Körper unserer Pferde übernehmen Elektrolyte eine wichtige Aufgabe - und ein Mangel kann sogar lebensbedrohlich werden.
Was sind Elektrolyte und wie wichtig sind sie für unsere Pferde? Im Volksmund werden sie auch gerne als Mineralstoffe oder Blutsalze bezeichnet. In Flüssigkeit wie beispielsweise Blut aufgelöst, können sie elektrischen Strom leiten, indem sie in negativ oder positiv geladene Ionen zerfallen. Zu ihnen zählen Mineralstoffe, Spurenelemente und Salze wie Kalium, Magnesium, Calcium, Chlorid oder Natrium. Sie übernehmen wichtige Funktionen in den Körperzellen und beeinflussen den pH-Wert des Blutes. Eine entscheidende Rolle spielen Elektrolyte beim Flüssigkeitshaushalt. Ist dieser gestört, hat dies Einfluss auf Organe wie die Nieren, das Gehirn, die Leber, den Verdauungstrakt und sogar die Gelenke.
Der Körper kann Elektrolyte nicht selbst herstellen, daher muss er sie in ausreichender Menge über das Futter aufnehmen. Salzlecksteine enthalten nur Natrium und Chlorid. Kalium, Calcium und Magnesium fehlen. Mit einem mineralisierten Futter oder Mineralien als Ergänzungsfutter und gutem Pferdeheu ist ein Pferd im Normalfall gut abgedeckt. Doch gerade in der heissen Jahreszeit und bei Hitzewellen mit Rekordtemperaturen wie wir sie in diesem Jahr schon erlebten, kann eine Zufütterung von Elektrolyte Sinn machen, gerade bei Pferden mit Stoffwechselerkrankungen, Kotwasser oder Durchfall.
Starkes Schwitzen erhöht den Bedarf
Wie wir wissen, sind unsere Pferde Meister in Sachen Thermoregulation. Mit bis zu -15°C kommen sie gut zurecht. Die Grenze im Plusbereich ist allerdings bei 25°C erreicht, dann suchen sie sich ein schattiges Plätzchen. Beginnen Pferde zu schwitzen, entsteht durch die Verdunstung des Schweisses auf der Haut ein Kühleffekt, um eine Überhitzung des Körpers zu verhindern. Schwitzen ist eine normale Reaktion des Stoffwechsels, aber wie sieht es mit Pferden im Sport aus? Wenn sich ein Pferd bewegt, schwitzt es, was bedeutet, dass die Körpertemperatur steigt. Normalerweise liegt sie zwischen 37.2 und 38.3 Grad. Bei hoher Belastung kann die Körpertemperatur bis auf 41 Grad steigen. Bei starkem Schweissverlust können mehr Elektrolyte ausgeschieden werden, als zuvor aufgenommen worden sind und die Versorgung durch die normale Futtergabe, auch durch eine erhöhte Ration, ist unter Umständen nicht mehr gewährleistet. Eine Kompensation des Verlusts durch ein Elektrolyte-Präparat ist in einem solchen Fall sinnvoll.
Ein Distanzpferd verliert während eines Rittes bis zu 35 Liter Wasser und bis zu 200 bis 300 Gramm an Mineralstoffen, insbesondere Elektrolyte.
Den Schweiss-Score beim Pferd ermitteln
Ein Elektrolytmangel kann lebensbedrohlich werden
Besonders in Disziplinen, die Pferde sehr stark in Anspruch nehmen und dazu noch bei hohen Temperaturen, ist es ratsam stets einen prüfenden Blick auf das Trinkverhalten zu werfen. Pferde, bei denen sich ein Elektrolytmangel ankündigt, stellen die Wasseraufnahme ein. Damit verhindert der Stoffwechsel, dass noch mehr Mineralstoffe und Spurenelemente verloren gehen – eine lebensgefährliche Situation kann daraus resultieren. Dies äussert sich durch Muskelkrämpfe, Muskeltremor, Kreuzverschlag, Herz-Kreislauf-Problemen, Nierenversagen und kann bis hin zum Tod führen.
Wenn sich ein leistungsbedingter Elektrolytmangel ankündigt,
stellen Pferde das Trinken ein.
Auch Freizeitreiter, die mit ihren Pferden an heissen Tagen lange unterwegs sind, ist es zu raten ihr Pferd zu beobachten und den Elektrolythaushalt mit einer höheren Futterration oder ggf. durch eine zusätzliche Quelle auszugleichen. Elektrolyt-Produkte gibt es von diversen Herstellern und in unterschiedlichen Darreichungsformen wie etwa Pellets, Pulver, flüssig oder als Paste. Pasten eignen sich sehr gut für Turniere und Wettkämpfe und können zwischen Prüfungen oder in Pausen verabreicht werden. Der richtige Zeitpunkt ist dabei entscheidend und man sollte nicht den Fehler machen und dem Pferd zuerst Wasser anbieten, weil viele Pferde nach einem hohen Schweissverlust schlecht saufen. Durch das Schwitzen verliert das Pferd mehr Elektrolyte als Wasser. Säuft es direkt nach einer grossen Anstrengung, würden sich die Elektrolyte auf ein grösseres Blutvolumen verteilen und der Elektrolytgehalt im Blut weiter sinken. Darum immer erst Elektrolyt-Produkt verabreichen und anschliessend Wasser anbieten.
Weiden in heissen Zeiten
Der Wasseranteil von saftigem Gras beträgt etwa 75%. Doch an sehr heissen Tagen reicht dies nicht aus, um den Wasserbedarf von Pferden zu decken. Sind die Wiesen schon abgefressen und die Halme von der Sonne ausgetrocknet, verringert sich der Wasseranteil zusätzlich. Bei Weideaufenthalten an heissen Tagen sollte unbedingt eine Tränkequelle und ein Unterstand zur Verfügung stehen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei auf Senioren und Fohlen zu richten. Senioren trocknen sehr schnell aus und die Thermoregulation bei Fohlen funktioniert noch nicht so wie bei einem erwachsenen Pferd, sie überhitzen sehr schnell.
Kündigt sich eine Hitzewelle an, ist das Weiden am frühen Morgen oder spät am Abend ideal – während der Nacht natürlich optimal.
Quellen: Natural Horse Care / Masterhorse
Text: Andrea Fischer, westerner.ch
Bild: www.pferdetherapie-niesing.de