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Ungleichmässiger Abrieb, Karies, Fehlstellungen: Auch Pferde haben Zahnprobleme. Diese können Schmerzen verursachen und zu Schwierigkeiten bei der Futteraufnahme, im Verhalten sowie bei der Rittigkeit führen. Damit es nicht so weit kommt, sollten Pferdezähne regelmässig kontrolliert werden.
Das Gebiss ausgewachsener Pferde hat zwischen 36 und 44 Zähne: je sechs Schneidezähne oben und unten sowie 24 Backenzähne. Bei männlichen Pferden, und ganz selten auch bei Stuten, findet man zusätzlich vier Eck- oder Hengstzähne, einige Pferde haben ausserdem noch die so genannten Wolfszähne, kleine Backenzähne, die keine Funktion mehr haben und ein Überbleibsel der Evolution sind.
Die Evolution hat auch dafür gesorgt, dass der Pflanzenfresser Pferd Zähne entwickelt, die perfekt dafür geeignet sind, harte, faserige Steppengräser zu einem saftigen Nahrungsbrei zu verarbeiten: Die vorderen Schneidezähne fassen und «schneiden» das Gras und die Backenzähne mit ihrer grossen, rauen Oberfläche mahlen es klein. In Freiheit lebende Pferde fressen bis zu 16 Stunden am Tag, wobei die Zähne stark beansprucht und abgebrieben werden. Im Gegensatz zu den menschlichen Zähnen «wachsen» Pferdezähne deshalb nach. Sie schieben sich jedes Jahr zwischen 2 und 4 mm aus dem Zahnfach heraus.
Ungenügende Abnutzung der Zähne
Was in freier Wildbahn das Überleben des Pferdes sichert, kann in menschlicher Obhut zum Problem werden. Die meisten Sport- und Freizeitpferde erhalten zur Deckung des Energiebedarfs Kraftfutter, das keine lange Kautätigkeit erfordert, sowie weiches Heu und Gras. Die Zähne werden zu wenig beansprucht, ihre Abnutzung ist deutlich vermindert und erfolgt oft unregelmässig. Im Gebiss entstehen dadurch Hacken, Spitzen oder messerscharfe Kanten und Rampen, welche die Schleimhaut im Maul und/oder die Zunge verletzen können. Blockieren diese Unebenheiten den Kiefer, sind die mahlenden Seitwärts-Vorwärts-Bewegungen nicht mehr möglich und es kann zu Schmerzen im Kiefergelenk und der Kaumuskulatur kommen sowie daraus resultierenden Verspannungen im Genick bis hin zum Rücken.
Neben der ungenügenden Abnützung gibt es zahlreiche weitere Ursachen für Schmerzen in der Maulhöhle. Angeborene oder erworbene Zahnfehlstellungen, abgebrochene Zähne, z.B. nach einer Rangelei auf der Weide, Karies durch kohlenhydratreiches Futter, Zahnstein, Zahnfleisch- oder Zahnwurzel-Entzündungen, Schwierigkeiten im Zahnwechsel bei Jungpferden oder altersbedingte Beschwerden mit zusätzlichen Problemen im Zahnhalteapparat beim vierbeinigen Senior.
Schmerzen in der Maulhöhle und beim Kauen haben eine schlechtere Futteraufnahme zur Folge, was sich gravierend auf den Ernährungs- und Gesundheitszustand des Pferdes sowie auf seine Kondition auswirken kann. Als Pferdehalter merkt man meist schon vorher, dass der Vierbeiner schlechter frisst, sich unleidig verhält, beim Zäumen empfindlich reagiert oder beim Reiten „maulig“ wird. Spätestens dann ist es Zeit für den Tierarzt.
Die Spezialisten für Pferdezähne
Kein anderes Gebiet der Pferdemedizin hat in den letzten Jahren eine so grosse Entwicklung durchgemacht wie die Zahnheilkunde. Anatomie und Mechanik des Pferdegebisses wurden besser erforscht und es wurde erkannt, welche Auswirkungen schon kleinste Fehlstellungen auf die Gesunderhaltung haben.
In der Schweiz schreitet die Professionalisierung ebenfalls voran und es entstand ein Ausbildungsprogramm für Tierärzte zur Erlangung des Titels „Pferdzahnmediziner GST“. Zwar führen auch Laiendentisten Zahnbehandlungen durch, sie dürfen aber, im Gegensatz zu Tierärzten, Pferden keine Medikamente zur Beruhigung (Sedation) spritzen. Das ist jedoch nötig, damit eine vollständige, exakte und möglichst stressfreie Zahnkorrektur durchgeführt werden kann und trägt zur Sicherheit von Pferd, Zahnarzt und allfälligen Helfern bei.
Die meisten Pferdezahnärzte haben eine mobile Praxis, so dass Routinekontrollen und kleinere Eingriffe wie das Ziehen eines Zahns in der Regel im heimischen Stall stattfinden. Nachdem der Zahnarzt die Maulhöhle des Pferdes mit Wasser von Futterresten sauber gespült und die Kieferfunktion geprüft hat, bringt er das Maulgatter an, dessen Metallbügel das Pferdemaul offen halten und ein Zubeissen verhindern. Mit einer Stirnlampe als Lichtquelle kontrolliert der Dentist zuerst Zähne , bevor er das Gebiss mit einer modernen, elektrischen Schleifmaschine bearbeitet. Dabei werden zu lange Zähne gekürzt, scharfe Kanten, Haken, und Stufen beseitigt. Das Ziel einer fachgerechten Zahnkorrektur ist erreicht, wenn das Pferd sein Futter wieder gründlich und beschwerdefrei kauen kann und sich beim Reiten keine negativen Einflüsse von Seiten des Gebisses bemerkbar machen.
Daran erkennt man Zahnprobleme
Die folgenden Symptome können auf ein bestehendes Zahnproblem hinweisen:
Copyright Text: www.virbac.ch , Angelika Nido Wälty
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